Bilder: 1982-83, Textausschnitt aus dem Buch über die 80er Jahre «Heute und Danach» erschienen 2013:
«Während meiner Zeit an der Kunstgewerbeschule Zürich hatten mich all die Diskussionen darüber, was Kunst ist oder sein sollte, in meinem Schaffensprozess zunehmend gelähmt, so stürzte ich mich lustvoll ins Getümmel der Zürcher Musikszene rund um die Rote Fabrik und AJZ. Wir lärmten in Luftschutzkellern und an unseren Konzerten tanzte die Meute im wilden Pogo. Meine Gitarreriffs wurden nicht in Frage gestellt oder diskutiert, sie verstanden sich von selbst und lieferten den Nährboden für einfache Songs die in erster Linie live funktionierten. Diese neu gewonnene Freiheit eröffnete mir einen neuen Zugang zur Malerei, mit der ich zu jenem Zeitpunkt an einem Endpunkt angelangt war. Aus einer riesigen Papierrolle, die ich geschenkt bekommen hatte, schnitt ich so grosse Stücke, wie es die Zimmerwand zu liess; zu der Zeit verfügte ich noch über kein Atelier. Ich malte räumliche Situationen, gewissermassen als Erweiterung der Wohnung, in denen ich Wesen zum Leben erweckte, die zu meinem Gegenüber wurden. Die Bilder folgten keinem Plan, ich erarbeitete die Motive traumwandlerisch direkt mit dem breiten Pinsel auf der Papierfläche, inspiriert von der Welt und den Menschen, die mich umgaben. Die Acrylfarbe liess es zu, dass ich mich schichtweise in den Raum hineinarbeitete, bis die Szenerie zu stimmen begann. Die Räume, die ich in der Weise aufdeckte, riefen nach Figuren und umgekehrt entstanden Wesen, die eine Bühne forderten, auf der sie ihre Spiele treiben konnten. Die anfänglich expressiv hingeworfenen Pinselspuren verdichtete ich im Gestaltungsprozess zunehmend zu klar konturierten Kompositionen, in denen das Licht eine zentrale Rolle spielte. Bei den Mustern, und Ornamenten, die meine Räume prägten, war ich inspiriert vom riesigen Fundus, den meine Lebenspartnerin Irene für ihre Arbeit als Textildesignerin angelegt hatte. Durch das Papier als Trägermaterial verlor ich den Respekt vor der Bildfläche und malte dementsprechend spontan. Leinwände hatten für mich etwas klassisch antiquiertes, auch waren sie zu wertvoll und umständlich. Das Papier konnte ich einfach zusammenrollen, ohne aufwändige Transportmittel unter den Arm nehmen und irgendwo wieder aufhängen. Ich situierte meine Malerei nicht im Kunstkontext, viel mehr entstand sie aus einer inneren Notwenigkeit heraus, so begrüsste ich es, dass ich zwei davon zum ersten Mal nicht in einer Galerie sondern in der Roten Fabrik anlässlich der Ausstellung „Musiker als Maler“ zeigen konnte. Es sollte sich später zeigen, dass ich mit den Bildern in den 80er Jahren den Grundstein für einen malerischen Prozess gelegt hatte, der sich bis heute weiterentwickelte und sich immer wieder um die Thematik der Darstellung von Raum im Bild dreht.»

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